Biografie

Markus Lüpertz Biografie

Markus Lüpertz

(geboren 25. April 1941 in Reichenberg) ist ein deutscher Maler, Grafiker und Bildhauer. Er zählt zu den bekanntesten deutschen Künstlern der Gegenwart. Seine Bildgegenstände zeichnen sich durch suggestive Kraft und archaische Monumentalität aus. Lüpertz dringt darauf, den Darstellungsgegenstand mit einer archetypischen Aussage seines Daseins festzuhalten.

Viele seiner Werke werden dem Neoexpressionismus zugeschrieben. Von 1988 bis 2009 war Lüpertz Rektor an der Staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf. In der Öffentlichkeit zeigt er sich als exzentrischer Maler, der seinen eigenen Geniekult betreibt. Die Presse stilisierte
ihn zum modernen Malerfürsten.

Markus Lüpertz

© ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe, Foto: Felix Grünschloß

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Markus Lüpertz: Der Weg

Im böhmischen Reichenberg kam der deutsche Maler, Grafiker und Bildhauer Markus Lüpertz am 25. April 1941 zur Welt. Anlässlich seines 70. Geburtstages interviewte ihn seine Tochter Anna und fragte ihn natürlich auch nach seiner Kindheit. Diese habe er als abenteuerliche Zeit empfunden, in der ihn die Liebe seiner Eltern umgab. So konnte er sich entwickeln und die Basis für alles Weitere erschaffen. 1948 siedelte er mit seiner Familie um und fand einen neuen Wohnort im rheinländischen Rheydt.

Die Lehr- und Wanderjahre

Zunächst begann er eine Lehre, in der er lernte, Weinflaschenetiketten zu malen. Aus dieser wurde er allerdings mangels Talentes entlassen. Auch mit seinem zweiten Versuch, eine Lehre bei einem Gebrauchsgraphiker zu absolvieren, hatte er wenig Glück, da dort eine Pleite ins Haus stand. Mit 15 Jahren begann er sein Studium bei Laurens Goosens an der Werkkunstschule Krefeld. Ab 1961 hielt er sich in Kloster Maria Laach auf, um seine Studien zu vertiefen. Er absolvierte eine Stippvisite an der Kunstakademie Düsseldorf, wurde aber kurzerhand exmatrikuliert, da es zu einem Fiasko mit seinem Professor kam.

Markus Lüpertz Gouache

Die neue Zeit

Seinem Drang nach Abenteuer nachgebend, verpflichtete er sich als Fremdenlegionär, desertierte aber bereits nach wenigen Monaten und ging ins damalige West-Berlin. Die Zeit war allgemein im Aufruhr. So schloss er sich mit 15 Künstlern wie Hans-Jürgen Diehl, Karl Horst Hödicke, Peter Sorge, Wolfgang Petrick zusammen und gründete die „Großgörschen 35“ in einer ehemaligen Fabriketage – jene Selbsthilfegalerie, die noch heute als erste Produzentengalerie gilt und daher großen Modellcharakter besitzt.

Schritt für Schritt

Erste Werke von Markus Lüpertz zeigte Klaus Gallwitz in der Talentschau 14 x 14 im Jahr 1969. Ein Jahr später zeichnete man Lüpertz mit dem Preis der Villa Romana aus. Dieser beruht auf jener, 1905 von Max Klinger in ein Künstlerhaus umgestaltete Florentiner Villa. Stipendiaten – wie Markus Lüpertz leben und arbeiten dort. Der Kunstpreis gilt übrigens noch heute als ältester seiner Art in Deutschland.

Der zweite Weg zur Kunstakademie Düsseldorf

1973 wirkte der Künstler als Gastdozent an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste, Karlsruhe, ein Jahr später trug man ihm die Professur für Malerei an. 1983 lehrte er an der Sommerakademie in Salzburg. Drei Jahre später zog es ihn nach Düsseldorf, da man ihm dort eine Professur an der Kunstakademie anbot. Sein Engagement wurde belohnt, denn bereits 1988 berief man ihn zum Rektor der Akademie, die er insgesamt zwanzig Jahre leitete. In dieser Zeit holte er zahlreiche international bekannte Künstler – wie etwa Immendorf und Cragg – nach Düsseldorf und trug so zum einzigartigen Renommée der Akademie bei.

Markus Lüpertz Mood

Gemäldeschau

Blickt man auf seine Werke, entdeckt man die Gedanken, Wünsche und Träume, die den Künstler beschäftigen. Erste Gemälde entstanden bereits um das Jahr 1960, dabei richtete sich der Fokus auf gegenständliche Motive, denen er in expressiver Manier seine ganz persönliche Note verlieh. Er verband offensichtlich Widersprüchliches und skizzierte den Weg aus jener Abstraktion, die in dieser Zeit übermächtig war. Lüpertz schuf seine Mickey Mouse- und Donald Duck-Serien und entwickelte das „dithyrambische Konzept“ in Anlehnung an Dionysos und Nietzsches Ausarbeitungen.

 

Das Innere nach außen

Er setzte sich mit der deutschen Geschichte auseinander, die ihn dazu veranlasste, seinen Gedanken auf der Leinwand freien Lauf zu lassen. Ende der 1970er Jahre schuf er Gemälde wie „Krieg und Frieden“. Dieser Phase folgte zwischen 1977 und 1984 die Zeit der „Stil-Malerei“. Hier orientierte er sich an abstrakten Arbeiten der 1950er Jahre und schuf Werke wie die „Serienbilder“. Die Bildfolge „Männer ohne Frauen – Parsifal“ gehört sicherlich zu seinen bekanntesten Exponaten. Sie entstanden zwischen 1993 und 1997 und haben meist das männliche Gesicht zum Thema. Inspirieren ließ er sich dabei von Wagners letzter Oper „Parsifal“.


Flüchtig, aber nicht verflüchtigt

Ab 1997 entstanden Landschaftsbilder, die durch ihre Andersheit den kreativen Geist von Markus Lüpertz auf ein Neues demonstrieren. Die eher flüchtigeren Kompositionen werden beispielsweise in den Zyklen „Vanitas“ und „Vesper“ zusammengefasst oder beeindrucken seit 2001 als Wandbild „Die sechs Tugenden“ den Betrachter im Berliner Bundeskanzleramt.

Markus Lüpertz Krieg und Frieden

Skulpturen

Neben seiner Malerei setzt Markus Lüpertz seine Ideen in Skulpturen um, eine sicherlich erstaunlicher und ungewöhnlicher als die andere. 1984 schuf er „Pierrot Lunaire“. 1989 entstand „Apoll“ in einer Auflage von sechs gegossenen Exemplaren. In drei Exemplare umfassenden Ausgabe schuf er 2003 die Skulptur „Daphne“ als Gegenpart zu „Apoll“. Aus dem Jahr 2000 stammt der Entwurf für seine Skulptur „Aphrodite“, 2005 folgten der Adler im Bundesgerichtshof sowie in Salzburg die Plastik „Mozart – Eine Hommage“. Zu seinen berühmten Arbeiten zählen außerdem „Merkurius“, „Herkules“, „Ulysses“ und – aus dem Jahr 2017 – „Dans l´Atelier“.


Das Licht fließt

Lüpertz ließ sich gerne vom Licht verzaubern, so ist es mehr als verständlich, dass er sich mit den Entwürfen von Glasfenstern – insbesondere Kirchenfenstern – beschäftigte. Er zeichnet verantwortlich für Fenster der Kathedrale Saint-Cyr-et-Sainte-Julitte in Nevers, für Entwürfe der Kölner Kirche St. Andreas sowie für die Lübecker Marienkirche. Einer seiner zahlreichen Aussprüche auf die Frage nach dem „Warum“, lautet in diesem Fall sinngemäß, „die Kirche sei ein Ort, der die Kunst bewahre, denn Werke ließen sich nicht wie in einem Museum einfach abhängen.“